
Wie versprochen gibt es heute einen Ausschnitt aus meinem neuen Buch “EventuElche”, das am Samstag erscheinen wird. Entschuldigt bitte den späten Post. Ich hab den ganzen Tag beim Arzt gehockt.
Hohes Risiko!
Eigentlich will ich Hanna in der Stadt treffen, gemütlich Kaffee, Spaziergang. Gerade habe ich abgesagt. Weil Obama kommt!
Natürlich nicht zu mir persönlich, der amerikanische Präsident besucht Stockholm. Die Innenstadt wird mehr oder weniger komplett abgesperrt, die Autobahn zeitweise, das Trafikwerk hat schon Verkehrschaos vorausgesagt. Und teilweise ist das schon klar, bei hohem Besuch muss man Vorsorge treffen wegen Terroristen und anderen Idioten, aber es wird mehr gemacht als normalerweise, denn – und jetzt haltet euch fest: Der Secret Service hat Schweden als Land mit hohem Sicherheitsrisiko eingestuft!
Schweden! Land mit hohem Sicherheitsrisiko! Ehrlich, das begreife ich nicht. Offiziell wird die Einschätzung mit der Ermordung zweier hochrangiger Politiker in den letzten Jahren begründet, Olof Palme und Anna Lindh. Aber mit den Kennedy Brüdern hat Amerika zwei politische Morde in einer Familie. Wenn es also nach der Logik geht, wären die USA ein extrem-schrecklich-übel- Hochrisikoland. Ich nehme übrigens an, dass es noch mehr politische Morde gab, aber werde die nicht googeln, die armen Leutchen vom NSA haben dieser Tage schon so genug zu tun.
Also, die Erklärung mit den Politkern ist nicht glaubwürdig. Welche anderen Möglichkeiten gäbe es für so eine Einschätzung? Ich überfliege die Nachrichten der letzten Jahre: Unruhen in Stockholm im Mai. Die Unruhen dauern sechs Tage, einige Autos werden angezündet, niemand wird getötet, und mittlerweile denkt hier schon keiner mehr dran. Für Schweden waren das die schlimmsten Unruhen, die es jemals gegeben hat. In Detroit wäre das ein gewöhnlicher Donnerstag Nachmittag.
Was haben wir noch? Bombenanschlag 2010. Ach ja, der Typ, der es geschafft hat, zwei Bomben zu bauen und sich mit einer selbst in die Luft zu jagen und mit der anderen zwei Leute leicht zu verletzen. Unfähigster Attentäter aller Zeiten!
Dann fällt mein Blick auf einen dritten Artikel von letzter Woche: „Betrunkene Elche flüchten vor der Stockholmer Polizei“, und plötzlich wird mir alles klar: Der Secret Service fürchtet nicht die Menschen, sondern die brutale, schwedische Tierwelt!
Glaubt man amerikanischen Dokus, dann sind alle Tiere grausame Bestien, die auf Unschuldige lauern, um sie bei erster Gelegenheit zu zerfetzen. Neulich kam auf dem Dokusender eine amerikanische Dokumentation über gefährliche Killer der Wildnis. Nein, es ging nicht um Löwen, Haie oder Krokodile. Es ging um Elche! Es gibt ja auch in den USA und Kanada Elche, und laut dieser Dokumentation sind das alles kaltblütige Mörder. Begleitet von einer unheilvollen Stimme zeigt die Dokumentation einen Trucker, der die Straße des Todes fährt, so genannt, weil durch die der größte Wildwechsel für Elche führt. Und kaum sind sie losgefahren, sieht man schon an der Seite den ersten Elch lauern, bereit, hervorzuspringen und den LKW von seiner Spur abzubringen. Wow, denken wir uns, in Amerika sind die Elche ja krass, die sind ja scheinbar ganz anders drauf als unsere Elche hier, da geht die Dokumentation schon weiter: „Aber nicht nur in Nordamerika lauert die Gefahr. Geschätzte einhunderttausend dieser potentiellen Killermaschinen durchstreifen die skandinavische Halbinsel.“ Killermaschinen? Aber da kommen die Beispiele. Ein Elch, der auf die Autobahn gerät, und Chaos auslöst. Wie viele Todesfälle? Keiner. Die Kameraleute ziehend halbtraurig weiter.
Der nächste Elch hat beschlossen, mitten im Winter in Stockholms Innenstadt ein Bad zu nehmen. Der Reporter stürzt zum verantwortlichen Einsatzleiter.
„Ist das nicht gefährlich für die Schifffahrt?“, fragt er, und freut sich wohl schon auf Schilderungen eines Supershark-Killerelchs, der mit einem Schlag seiner Schaufel eine siebenstöckige Ostseefähre zum Kentern bringt.
„Nein“, antwortet der Einsatzleiter. „Dafür werden wir ja gerufen und dann riegeln wir den Bereich großräumig ab. Gefährlich ist es für den Elch, der kann hier an nicht so vielen Stellen an Land gehen, wir müssen dem helfen, sonst kühlt er zu sehr aus.“
Die Antwort passt dem Reporter sichtlich nicht.
„Aber Sie müssen hier anrücken mit großer Mannschaft, während Sie eventuell anderswo gebraucht würden“, versucht er, dem Elch vielleicht zumindest indirekt einen Toten unterzujubeln. Der Einsatzleiter zuckt nur mit den Schultern.
„Das gehört halt auch zu unserem Job.“
Einige Stunden später, mehrere Rettungsversuche sind gescheitert, der Elch ist zu schwach, und am Ertrinken. Der Reporter versucht es ein letztes Mal.
„War das nicht eine furchtbare Verschwendung?“, fragt er mit Blick auf die zahlreichen Einsatzfahrzeuge. Der Einsatzleiter schaut, als hätte er etwas unterm Schuh gefunden.
„Ja, eine entsetzliche Verschwendung. So ein wunderschönes Tier! Wenn er nur einmal in die richtige Richtung geschwommen wäre. Aber leider sind Elche manchmal so.“ Im Hintergrund hört man einen Schuss. „Es gehört zu unserem Job. Aber schade ist es, jammerschade!“
Die Reporter folgen einem Professor aus Umea in einem letzten verzweifelten Versuch, die Schweden von der Grausamkeit der Elche zu überzeugen. Es hilft nichts. Schweden haben einfach keine Ahnung von dem Unheil, dass sie umgibt. Während sich der Professor im schwedischen Killerschnee einer Elchfamilie nähert, gibt solch ignorante Sätze von sich wie „Kühe mit Jungen sind oft sehr vorsichtig“, oder „Sie greifen nur an, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen“ oder gar „Wenn ich allein wäre, würde ich nie so nah an sie rangehen“, als wäre das Kamerateam das Problem, nicht die brutale Elchkuh und ihr verwahrloster Teenagerelchsohn!
In Bezug auf ihre Tierwelt sind die Schweden einfach nur extrem naiv! Man weist sie auf die vielen Unfälle mit Elchen hin und sie sagen nur: „Ja, stimmt schon, aber es sterben nur 8-12 Leute jedes Jahr wegen Elchen. Wegen Alkohol oder Motorrädern sind es viel mehr.“ Eine Frau wird beim Baden von einem Biber gebissen, vor 2 Wochen hier ganz in unserer Nähe. Ihre Reaktion: „Wie cool, ich lebe in einer Stadt, die so naturnah ist, dass man von einem Biber gebissen werden kann. Übrigens kann ich eine Tetanusspritze kriegen?“
Und letzte Woche schließlich diese marodierenden Elche, die in einen Garten eingebrochen sind, sich an den herumliegenden Äpfeln komplett besoffen und den Bewohner nicht mehr in sein Haus gelassen haben! Als der die Polizei gerufen hat, sind die Elche geflüchtet, und die Polizei hat nicht etwa die Terrorabwehr gerufen! Nein, die haben dem Hausbesitzer einfach nur gesagt: „Heb´ die Äpfel vom Rasen auf, dann müssen sich die Elche einen anderen Platz zum Saufen suchen.“
In diesem Zusammenhang wurde kein Elch verhaftet!
In Anbetracht dieser laxen Sitten ist es völlig logisch, dass der Secret Service Schweden als Hochrisikoland ansieht. Man stelle sich nur vor: Obama spaziert am Strandvägen vorbei, plötzlich stürzt ein Biber aus dem Wasser und beißt ihn ins Bein. Mr. President flüchtet nach Arlanda, aber auf dem Rollfeld vor Air Force One stehen fünf besoffene Elche und lassen ihn nicht ins Flugzeug … ein echter Alptraum für die Sicherheit!
Hat dies auf Textflash Autorenberatung rebloggt.
Vielen Dank für den Re-Blog 🙂
Liebe Tina, hab grad die Leseprobe gelesen. Ich sag nur: Schöööööön!!!!
Ich weiß schon, warum ich Deinen Stil mag. 🙂
Vielen lieben Dank dir! Das Buch kommt auch bald. Ganz bald! Ich sehs schon… hoffentlich…