Von Absagen und Anthologien

Das Leben eines Autors ist manchmal frustrierend. Man schreibt seine Geschichten, man schickt sie an Interessenten, oder Zeitungen, oder Agenten, oder Verlage, und dann wartet man, wie die Antwort aussieht. Und oft, gerade für uns die wir neu anfangen, ist die Antwort öfter ein nein als ein ja.

Das hat nichts mit dem Talent zu tun (obwohl schon ein bisschen, aber nicht nur), alle großen Autoren sind abgelehnt worden. Es gehört zum Job, und am besten zuckt man mit den Schultern und macht einfach weiter. Aber wenn die schwedischen Tage gar so kurz werden, und das kleine Kind wieder krank, und die Wohnung müllig, und für alles viel zu wenig Zeit bleibt, dann trifft einen eine Absage härter.

Gestern habe ich so eine Absage bekommen. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, angenommen zu werden. Das Magazin war sehr groß, bestimmt haben sie mehrere hundert Texte bekommen – für maximal 40 Plätze. Es gab keine Begründung, Gründe gibt es viele:

Vielleicht war mein Englisch nicht gut genug.
Vielleicht hatten sie eine ähnliche Geschichte die besser war
Vielleicht haben sie die Schlagrichtung der Ausschreibung geändert und mein Text passte da nicht rein (z.b. wenn sie sehr viele mystische Texte haben, und meiner war eher Science Fiction mäßig.)

Vielleicht vieleicht vielleicht…. ich werde es nie erfahren. Auf jeden Fall traf mich die Ablehung härter als andere. Ich hab dann auf Facebook (als Auswanderer lebe ich mit einem Bein im Internet) von ganz vielen lieben Freunden Aufmunterung bekommen, aber ein Kommentar hat mich zum Nachdenken gebracht. Der Kommentar ging so: Du schreibst doch vor allem für dich. In zehn Jahren wirst du sehen, was du geleistet hast.

Und ich muss sagen: nein, das stimmt nicht. Ich bin Geschichtenerzähler! Wenn ich einen Haufen Geschichten schreiben würde und würde die auf meinem Rechner horten und in zehn Jahren sie mir ansehen, wäre ich sehr traurig. Denn Geschichten gehören nicht in die Truhe, sie gehören ins Freie, zu den Leuten.

Aber… kommt jetzt bestimmt der (teilweise sehr kluge) Einwand: du kannst doch online veröffentlichen. Das geht doch! Das ist richtig. Und auch nicht. Denn veröffentlichen ist nicht das Gleiche wie gehört werden. Durch eine Veröffentlichung in einer Anthologie lesen Leute von mir, die ich sonst nie erreicht hätte. Letztes Jahr habe ich (wie ich es auch dieses Jahr tun werde) eine meiner Geschichten online veröffentlicht. Ich glaube, sie wurde zwanzig Mal gelesen. Versteht mich nicht falsch! Zwanzig mal ist gut, und ich liebe jeden einzelnen dieser zwanzig Leser. Aber über eine Anthologie erreiche ich mindestens das zehnfache von Leuten, oft noch viel mehr, von Leuten die nie von mir gehört haben, und so habe ich die Chance, für meine Geschichten neue Zuhörer zu finden.

Eine Chance, die ich bei dieser letzten Ausschreibung nicht mehr habe. Aber wie immer kann ich nur aufstehen, und weitergehen, und lernen und hoffen, dass es bei der nächsten Ausschreibung, beim nächsten Mal klappt. Aber als nächstes mache ich mich an euer Weihnachtsgeschenk. Das gibt es nächste Woche hier im Blog. Ich soll verraten, was es ist? Dann ist es doch keine Weihnachtsüberraschung mehr!

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