Anthologie – Ronan


Durch Corona blieb in der Buchlandschaft alles liegen, und jetzt, wo es wieder öffnet, kommt jetzt alles, und so gibt es dieses Jahr nicht nur eine sondern zwei Veröffentlichungen von mir. Nach dem Prager Absinth in den Promillefiles des Talawahverlags erscheint heute die zweite Anthologie der Märchenspinnerei:  Es war einmal- davor und danach

Cover: Anna Holub

Jede Geschichte hört irgendwo auf, und wenn eine Autorin ihre Arbeit gut gemacht hat, will der Leser mehr. Wie geht es weiter? Wohin gehen die Charaktere von hier? Das war der Aufhänger für unsere Anthologie. Wir holten unsere alten Geschichten, unsere alten Welten, und schauten- wo ist da noch was offen?

Für mich ist es immer weniger ein Problem anzufangen, als zu wissen, wo der Punkt zum Aufhören ist. Ich kenne alle Hintergründe der “bösen Stiefmutter”, die eigentlich eine tragische Heldin ist, und eine Fortsetzung von Hollerbrunn? Der Plan liegt in der Schublade. Trotzdem, als der Ruf zu diesem Projekt kam, wusste ich direkt, was ich erzählen will:

Marie wird ihren Weg finden, die hat jetzt eine Schwester, die das menschliche Äquivalent eines Presslufthammers ist. Aber die Geschichte, die nicht fertigerzählt wurde, die Geschichte, die eigentlich gar nicht erzählt wurde, ist die von Ronan und Waldemar.

Ronan und Waldemar Bild: Anne Danck

Ich wusste schon, während ich Hollerbrunn geschrieben habe, dass meine beiden Alpengeister pansexuell sind, dass ihr körperliches Empfinden beeinflusst wird von dem Körper, den sie in diesem Jahr tragen. Aber ich habe es nicht reingeschrieben. Ich habe es versucht, aber … Hollerbrunn war mein erster Roman. Heute würde ich ein halbes Dutzend Wege und ein Dutzend Plätze finden, das zu machen. Aber damals klang alles, was ich versuchte, einfach richtig schlecht. Und ich wollte meine beiden nicht schlecht outen, das hatten sie nicht verdient.

Als die Idee aufkam, die zweite Märchenspinneranthologie unserem Romanwelten zu widmen, wollte ich das endlich nachholen. Aber war das nicht queerbaiting, die Sexuelle Orientierung nachträglich aufzuklären?

Aber als Autorin habe ich auch eine Verantwortung gegenüber meinen Charakteren: Sie so wahr und so ehrlich darzustellen, wie ich es kann. Und Ronan und Waldemar verdienen es, von der Welt so gesehen zu werden, wie sie sind. Ich habe das in dem Buch nicht gemacht. Ich war nicht gut genug. Heute mache ich den Fehler wieder gut, und ihr lernt Ronan und Waldemar so kennen, wie sie wirklich sind. 

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