Geburtstage sind für Menschen im fernen Land sehr wichtig. Wenn man Geburtstag hat, und die Leute anrufen oder sich sonstwie melden, dann heißt das soviel wie: wir denken an dich, du bist immer noch in unserem Leben präsent. Insofern ist es wirklich erbärmlich, dass ich selbst dauernd Geburtstage vergesse.
Ich habe das derart perfektioniert, dass ich es in Kategorien unterteilen kann:
1. die sechs-Uhr-Falle. Viele meiner Bekannten sind berufstätig, man kann sie vor sechs Uhr nicht erreichen. Ein typisches Vergessen mit der sechs-Uhr Falle:
7:00 Mein Rechner sagt mir, X hat heute Geburtstag, ich muss ihn heute Abend anrufen.
12:00 Heute war doch was… achja, X nachher anrufen. Darf ich nicht vergessen.
15:00 Oh, heute hat X Geburtstag. Ich schreibs mit besser noch mal auf einen Zettel, damit ich es bloß nicht vergesse.
17:00 Nicht vergessen, muss gleich noch X anrufen wegen seinem Geburtstag. Aber zuerst will ich noch diesen Artikel lesen…
23:30 Boah, bin ich müde. Jetzt aber ins Bett. Was ist das für ein Zettel…..Mist!
2. die so-rum Falle: Jemand hat so um den xyz. rum Geburtstag. Wann genau, muss ich noch nachfragen. Beispiel:
Ich: Hoii, Jan. Wie geht’s dir?
Jan: gut…
Ich: Du sach mal, du hattest doch irgendwann um die Dreh Geburtstag?
Jan: Ja. Vorgestern.
Ich: Mist!
3. Der verflixte Zahlendreher: Ich habe mir genau gemerkt, wann jemand Geburtstag hat. Unglücklicherweise habe ich das falsche Datum im Kopf. Prominentestes Beispiel: meine beste Freundin M!
Ich: Heute ist der 19. Heute hat M Geburtstag. Ich muss sie anrufen…*wählt*
Hallo M! Alles Gute zum Geburtstag!
M: Tina!! Der 18.!!!
Ich: Oh!
M: Wie jedes Jahr!!!!
Ich: Mist!
Die besondere Bösartigkeit des verflixten Zahlendrehers besteht darin, dass er sich jedes Jahr wiederholt. Das Geburtstagstelefonat zwischen M und mir hat schon Tradition:
Ich: Heute ist der 19. Heute hat M Geburtstag. Ich muss sie anrufen…
Hallo M….
M: Tina!! Der 18.!!!
Ich: Mist!
4. Das Loch-im Gehirn-Phänomen: Einige Geburtstage merke ich mir einfach nicht. Sie scheinen wie durch ein Sieb durch mein Gehirn einfach „durch zu fallen“. Ich kann mir den Tag fünfzigmal vorsagen- das Datum bleibt einfach nicht hängen. Man könnte denken, dass mir die Leute, deren Geburtstage ich vergesse, einfach nicht wichtig genug sind. Aber das Loch -im -Gehirn- Phänomen ist demokratisch. Entfernte Bekannte, beste Freunde, Verwandte…. aus jeder Gruppe habe ich Leute, die vom Loch- im Gehirn betroffen sind, z.b. B.
Ich: gucke auf den Kalender: Mist! ohneee, nicht SCHON wieder! *wählt*
B., du ,alles Gute nachträglich.
B: (halb resigniert, halb amüsiert) Danke!
Ich: ich habs schon wieder vergessen!
B: Joa. Ich hab mich langsam dran gewöhnt.
Letztes Jahr nahm die Anzahl der vergessenen Geburtstage dramatisch zu, bis ich einen Rundruf startete, sämtliche Geburtstage sammelte und in meinen Computer hackte. Seitdem habe ich Ruhe. Drei Tage vor einem Geburtstag bekomme ich eine Erinnerungsmail, am Tag selbst noch mal. Seit dem habe ich nur wenige Geburtstage vergessen (B. war richtig erschrocken, als ich mich am richtigen Tag gemeldet hab) Das System hat leider einen wunden Punkt: Familie! Einige meiner Verwandte haben keine Mailadresse, ich konnte ihnen nicht schreiben. Ergebnis: wenn ich jetzt einen Geburtstag vergesse, ist es fast immer einer meiner Verwandten. Und das ist wiederum schlecht, weil ich fürs Vergessen von Verwandtengeburtstagen besonders viele karmatische Minuspunkte bekomme.
Aber vielleicht seh ich das mit dem Vergessen nur zu eng. Schließlich hat alles seine positiven Seiten, wenn ich es nur aus dem richtigen Blickwinkel betrachte. Zum Beispiel mathematisch:
Der typische Satz ist: ich wünsche dir Glück fürs nächste Jahr.
Aber vielleicht seh ich das mit dem Vergessen nur zu eng. Schließlich hat alles seine positiven Seiten, wenn ich es nur aus dem richtigen Blickwinkel betrachte. Zum Beispiel mathematisch:
Der typische Satz ist: ich wünsche dir Glück fürs nächste Jahr.
Ein Geburtstagskind bekommt von jedem Gratulanten ein Glück für das nächste Jahr gewünscht.
Erhalten pro Gratulant: 1 Glück
Die Gratulationen halten bis zum nächsten Geburtstag, Daraus folgt:
pro Tag verbrauchen sich: 1/365tel Glück
Fällt mir zwei Wochen zu spät auf, dass ich jemandem gratulieren müsste, hat derjenige schon 14/365tel seiner Geburtstagsglückwünsche verbraucht. Wenn ich dann (zu spät) gratuliere, erhält das Geburtstagskind ein zusätzliches Glück, und zwar ein Volles.
Erhalten von mir: 1 Glück
Auch diese Gratulationen halten bis zum nächsten Geburtstag, daraus folgt:
pro Tag verbrauchen sich 1/351tel Glück (die vierzehn Tage die zu spät waren, zählen da ja nicht mehr)
Somit hat er von meinem Glückwunsch für den Rest des Jahres mehr Glück pro Tag als von den Anderen. Ergebnis:
ich tue Leuten, denen ich zu spät gratuliere, einen Gefallen……
ich tue Leuten, denen ich zu spät gratuliere, einen Gefallen……
ich habe grad meinem Freund meine Theorie vorgestellt. Er meinte ich solle meiner Ma schreiben, und sie nach den Geburtstagen der Familie fragen. Und ich solle meinen Neurologen anrufen und fragen, ob das Loch-im Gehirn-Phänomen sich auf andere Bereiche ausdehnen kann. Ich weiß nicht, was er meint….