Tausende Bücher und Internetseiten wollen erklären, wie man ein guter Schriftsteller wird. Nach fünf Jahren fast täglichen Schreibens habe ich einen guten Teil der Tips ausprobiert und einige für mich übernommen. In der neuen Rubrik “Aus der Schreibwerkstatt” teile ich meine Lieblingstips mit euch. Es kann sein, dass sie euch auch helfen, es kann auch sein, dass sie bei euch überhaupt nicht funktionieren. Jeder Autor hat seine eigenen Tricks, seine eigene Arbeitsweise. In der Hinsicht ist Schreiben ein bisschen wie das Leben selbst: man muss seinen eigenen Weg finden.
Heute: Belohnungen
Sie gehören zu den umstrittendsten Tips für Autoren. Die einen schwören auf sie, die anderen lehnen Belohnungen als billige, kindische Motivation ab. Nun, ich habe in mir eine kindische Ader, und ich gehöre eindeutig zur ersten Gruppe. Ich LIEBE Belohnungen. Ich habe Belohnungen für Tagesziele, Wochenziele, besondere Belohnungen für spezielle Projekte (z.b. Nano).
Belohnungsmuffel kritisieren diese Form der Motivation: es würde den eigentlichen Spaß an der Sache, dem Schreiben vermindern, denn man würde nicht mehr auf die Arbeit fokussieren, sondern auf die Belohnung. Damit haben sie recht. Ich finde, das ist ein Vorteil:
Manchmal ist Schreiben Belohnung in sich. Wenn ich in den Flow gerate, mich die Motivation packt, die Worte aus mir herausfließen, ich sie schneller auf den Bildschirm bringen muss, als ich tippen kann.
Aber Schreiben ist nicht immer Spaß, und manchmal muss man sich durchkämpfen. Es gibt Szenen, die ich ungern schreibe, aber es muss sein, weil sie geschrieben werden müssen und niemand anderes kommen wird, um meine Arbeit zu machen. Für mich sind das zum Beispiel Kampfszenen, die nach langem Üben langsam besser werden, doch die immer noch mehr Arbeit als Freude sind.
Und dann ist da die Überarbeitung, wenn ich Wortwiederholungen, schlechte Formulierungen oder gar Fehler in der Geschichte ausmerzen muss. Überarbeitungen sind schwierig für mich Perfektionisten. Und das kann so viel Druck aufbauen, dass der mich effektiv von der Arbeit abhält. Außerdem sind Überarbeitungen lang, und mein 520 -Seiten Manuskript wieder und wieder polieren fühlt sich bisweilen an wie Zähne ziehen.
Belohnungen nehmen den Fokus von dieser Schwierigkeit. Ich denk nicht mehr an: “und jetzt muss ich die Kampfszenen überarbeiten, und wenn ich das gemacht hab, hab ich einen Punkt von meiner 8-Punkte Fehlerliste abgehalt, und dann kommt der nächste Punkt”. Stattdessen denke ich. “und jetzt muss ich die Kampfszenen überarbeiten. Vielleicht schaff ich das heute noch, dann kön
ich mir eine Belohnung abholen. Und morgen geh ich dann an den nächsten Punkt, den könnt ich an einem Tag erledigen. Das wären dann zwei Belohnungen in zwei Tagen- Hurrah!”
Welche Belohnungen ich verwende? Immer unterschiedlich. Derzeit äh…..
ich sagte eingangs, ich habe eine kindliche Ader, oder?