Boras, Parkplatz vorm Max, der schwedischen Entsprechung des McDonalds. Und es regnet. Nein, nicht so wie die vorherigen Tage. Da hat das Wetter nur geübt für seinen großen Auftritt heute. Es schüttet wie aus Kübeln, das Wetter, von dem bei uns im Saarland sagt „es regnet Heugabeln!“
Aber wir haben Pläne für den Tag. Wir wollen in den Zoo. Tickets haben wir auch schon! Wir rennen zum Max und sind total durchnässt. Während des Essens überdenken wir unsere Pläne: (warum haben wir die überhaupt gemacht???) Sollen wir in den Zoo? Oder zurück zu der Jugendherberge, in der wir letzte Nacht waren? Die war echt gemütlich, sauber und cool eingerichtet, es gab einen Kebap-Pizza-Hamburger-Wok mit überraschend guter Pizza (Empfehlung fürs Hestra Guesthouse und das Restaurant Rixi). Aber eigentlich … wollen wir nicht so viel Kontakt, und sind es auch müde. Es pladdert immer noch, wir rennen zu unserem Auto, stornieren die Zookarten und beschließen: es reicht! Wir fahren nach Göteborg!

Göteborg ist die zweigrößte Stadt Schweden, und, nach Meinung der Göteburger, die Wichtigste. (Was natürlich falsch ist, Stockholm ist die Wichtigste). Es ist ein bedeutendes Handelszentrum, aber, was für uns entscheidend ist: Wir haben Freunde da. Martins ältester und bester Freund lebt in Göteborg. Die sind derzeit mit Kind am tüddeln, und erwarten einen anderen Gast. Also crashen wir bei Jess.
Jess haben wir vor 2 Jahren in Mailand bei Fras Hochzeit kennengelernt, und sofort super mit ihr klargekommen. Damals haben wir ihr von Schweden vorgeschwärmt und sie hergeschleift. Und das war eine gute Idee. Sie liebt ihren Job, Göteborg, die Nähe zu Fra. Wäre da nur nicht … Corona! ich muss gestehen, ich fühle mich ein wenig schlecht, als wir sie in ihrer winzigen Wohnung überfallen. Sie hat eine Einzimmerwohnung, nicht Kindtauglich eingerichtet, und wir sollen da zu viert hausen? Es stellt sich heraus, es funktioniert perfekt. Jess ist nämlich auch eine extrovertierte Person, und mehr oder weniger seit März in Isolation. Sie begrüßt uns überschwänglich, öffnet Haus und Kühlschrank, Herz und Waschmaschine, Wein und Couch (Kind gleich so, „die ist meine, da bau ich mir eine Koja drauf“) Und so bekommt sie den besten Platz, und Martin und ich teilen uns den sehr gemütlichen Fußboden (die neuen, besseren Isomatten waren die beste Investition!!!)
Sogar der Regen hört auf, also beschließen wir, noch eine Runde zu drehen, natürlich- socially distanced! das schöne an den kleineren Städten ist ja, dass man Vieles einfach erreichen kann. Jess hat vor Corona das Fahrrad zur Arbeit genommen (Im Moment ist sie, genau wie Martin, im Homeoffice) und den Slottpark erreichen wir sogar zu Fuß. Also lassen wir das Auto stehen (ha!) und laufen los!
Der Slottspark ist einer der großen Parks von Göteborg. Schloss gibts da aber keines mehr. Dafür große Wiesen, Cafes, ein gratis Minizoo (Pinguine!!!! Robben!!!!), und, ihr ahnt es bereits, Spielplätze.

Auf die Gefahr hin, Nichteltern zu langweilen, möchte ich mal über schwedische Spielplätze reden. Die sind der absolute Hammer! Es gibt einen Haufen Spielplätze, überall, und sogar in den angeblichen „Brandzonen“ (aka, da wo wir wohnen). Sie haben oft durchdachte pädagogische Konzepte, und ganz viele verschiedene Möglichkeiten zum spielen und klettern. Ich könnte ein ganzes Jahr lang Fotos von schwedischen Spielplätzen posten, und immer was Neues zeigen (keine Angst, das mache ich nicht).
Wir sind auf dem Weg zu einem, ein angeblicher Naturspielplatz. Aber wir schaffen es fast nicht bis dahin, denn wir kommen an einem Utegym vorbei. Also ein Outdoorfitnesszenter. Diese Dinger gibt es fast überall in Schweden, vor allem in den Städten, und werden gern genutzt, vor allem jetzt, wo die Aussicht, in ein Fitnesszenter zu gehen, vielen zu riskant ist. Aber Viren hassen Sonne, und so sind alle Sportler im Gym. Und Kind. Showoff!
Nach einer Stunde kriegen wir sie losgeeist, und gehen weiter, endlich zum Spielplatz. Der ist voll mit pädagogischen Hinweisen auf Ökologie und Natur, und die Spielsachen sind aus Holz. Kind liebt ihn aus anderen Gründen: es gibt Johannesbeeren zu essen. Und es hat hat wieder geregnet und es gibt ganz viel geggamoja im Park. Nur gut, dass wir jetzt wieder ne Waschmaschine zur Verfügung haben!
Während Kind selig einschläft unter ihrem Kissenhaufen (sie hat wirklich ein Zelt gebaut auf der Couch), plauschen wir Erwachsenen, leeren den Wein, und überlegen, was wir tun wollen (ich zähle mich selbst zu den Erwachsenen? Wann um alles in der Welt ist das nur passiert?). Jess war noch nie aus Göteborg raus, und wir möchten ihr gern die schwedische Natur zeigen. Unser Plan (ha) war, nach Bohuslän, also nach Norden, an die schwedische Westküste zu fahren, aber ein schneller Check ergibt: das Wetter soll in den nächsten Tagen schlechter werden, also kein Zelt. Die Herbergen? Da ist nirgends mehr was frei.

Die schwedische Lösung dafür ist, und jetzt alle zusammen „sjö“. Wir fahren einfach an einen See. Wir suchen, und finden zwei Möglichkeiten: teurer und luxuriös, oder billiger und rustikal. Eigentlich wollten wir ja zelten, überlegen wir. Also: Rustikal! Auf gehts nach Vårhaga !